Perfekt sein...


"... aber eure Familie hat etwas von perfekt und solche Sachen sind kein Thema. Es wirkt alles immer recht perfekt..." das sagt ein kritisches Feedback auf einen meiner letzten Blogposts.

Ich weiß wie schnell man sich als junge Mutter andere Mamas als Vorbild nimmt. Man blickt auf so manche Familien (gerade auf Instagram) und fällt sehr leicht in den Gedanken "Wieso sieht bei denen immer alles so perfekt aus, was mache ich falsch,..."
Auch ich habe mich gerade am Anfang, als Lili noch ein Baby und vieles noch sehr mühsam war, oft mit anderen Mamas verglichen. Gedanken wie "Wieso ist das Schlafen gehen nur bei uns so ein Drama", "Wieso ist bei anderen Babys das Autofahren und der Kinderwagen kein Problem" sind mir täglich durch den Kopf gegangen

Irgendwann habe ich begonnen alles so zu akzeptieren wie es ist. Nicht jeder Mensch ist gleich und vieles wird einfacher wenn man es schlicht und einfach nur akzeptiert, das Beste daraus macht und das ganze ein bisschen mit Humor sieht.

Was ich euch damit sagen will? Ich will gerade auch Mamas, die in manchen Situationen verzweifeln und sich immer wieder denken "wieso sieht das alles bei der viel einfacher aus als bei mir" einen kleinen Einblick in unseren Tagesablauf geben. Euch zeigen, dass auch bei uns nicht alles perfekt ist und, dass auch ich im Laufe des Tages sehr oft am Rande des Wahnsinns stehe.

Wie viele von euch wissen, arbeitet mein Mann unter der Woche in Paris. Demnach müssen Lili und ich den Alltag alleine bewältigen. Wenn ich arbeite bekommen wir Unterstützung von unseren Eltern und ich sage euch, ohne den beiden Omas würde unser Leben um vieles schwieriger sein. Ohne ihnen könnte ich zum Beispiel nicht arbeiten gehen... dazu werde ich aber noch einen extra Blogeintrag machen.
Kurz gesagt, die Omas sind die Besten, wir lieben sie und ... Gott sei Dank haben wir sie!!!

Montag und Freitag sind meine komplett freien Tage und an diesen dreht sich bei mir alles nur um Lili.
Ich versuche den Tagesablauf so zu gestalten, dass das Kind optimal beschäftigt, bespaßt und ausgelastet ist, in der Hoffnung, dass sie am Abend müde ins Bett fällt und vielleicht doch irgendwann mal durchschläft.
Wie ihr seht, es ist alles nur eine Frage der Organisation ... ha ha ha... Wenn es nur so leicht wäre.
Nehmen wir zum Beispiel den vergangenen Montag. Wenn es etwas gibt, das ich durchwegs hasse, dann sind es kalte, regnerische Herbsttage. Wer in Wien wohnt weiß, wenn der Wetterbericht regnerisch voraussagt, dann bedeutet das, es schüttet den gesamten Tag wie aus Eimern und kombiniert wird das mit kaltem Wind. Wien im Herbst ist furchtbar, mit Kind ist Wien im Herbst noch furchtbarer. Nicht nur, dass das Wetter einfach nur zum *** ist, die Wiener sind auch ständig krank. Geplante Playdates fallen demnach meist sehr spontan im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. So erging es uns auch gestern.
Pünktlich wie jeden Tag um 7:37 ist das kleine Minizuckerkipfal mit einer Laune aufgewacht, mieser kann der Tag nicht starten. Natürlich verstehe ich sie voll und ganz, denn meine Laune ist nach diesen Horrornächten wirklich nicht besser.

".....Klar, erwähnst du, dass dein Kipfi nicht gut schläft, aber du schaust immer gut aus, bist immer stilvoll, ect. .." sagt der kritische Kommentar...
Es ist natürlich unglaublich charmant und nett mich als immer gutaussehend und stilvoll zu bezeichnen aber, dass Lili und ich noch nach dem Mittagessen die Pyjama anhaben kommt häufiger vor als mir lieb ist. Ich sehe es sogar als Erfolg noch vor 14 Uhr eine Jeans und T Shirt anzuhaben. Aber hey das ist ok, mit Lucca war das eigentlich nicht anders. Wie oft ich in der von meinem Mann so liebevoll genannten "Djangohose" im Augarten spazieren gegangen bin. Wirklich stilvoll war das im Regen mit nassem Hund nie, aber... who cares.
Genauso bequem und unfrisiert gestaltet sich auch das Leben mit Kind. Stimmt, Fotos zeige ich euch nie davon, aber vielleicht sollte ich das bei Zeiten einmal machen..

Somit haben wir den gestrigen düsteren, verregneten Vormittag zu Hause verbracht. Was wir da so machen? Nunja, spielen, Bücher lesen, Papa anrufen, Bibi Blocksberg hören, Oma anrufen, noch mehr Bücher lesen.  Um 12 Uhr war es dann so weit, ich hatte das Gefühl ich halte es  keine weitere Minute zu Hause aus, das Kind braucht frische Luft, die Mama braucht dringend einen Liter Kaffee, wir müssen raus und das so schnell wie möglich.
Im Café angekommen, den Cappuccino für mich und den Babyccino für Lili auf den Tisch und schon fing das Toddlerdrama an. Still sitzen blöd, den Hund nebenan nicht streicheln dürfen blöd, Kaffee trinken blöd und eigentlich auch die Mama blöd. Lili hatte andere Pläne und die waren "so schnell wie möglich unbemerkt den zähnefletschenden Hund nebenan mit ganz viel Liebe zu überschütten und dann raus aus diesem Saftladen". Gezeigt hat sie mir und auch allen anderen Gästen das in theatralischen auf den Boden schmeißen und herzzerreißenden Schreien...
Ihr könnt euch somit vorstellen wie schnell ich meinen Kaffee getrunken und gezahlt habe.
Somit ging es mit dem angefressenen Minizuckerkipfal Richtung Heimat... zu Fuß.. weil Kinderwagen auch blöd.

Zu Hause angekommen, gab es dann erstmal Mittagessen für Lili und ein 60 Minuten langer Versuch, das Kind ins Bett zu bekommen. Ich muss dazu sagen, sie ist wirklich zäh und hat viel Ausdauer, ihr Pech ist nur, meine Ausdauer und Geduld ist etwas besser. Egal wie lange es dauert, am Ende schläft sie und ich wäre danach durchaus bereit für das erste Glas Wein für den Tag....
Jede Mama, die auch so ein nicht schlafen wollendes Kind zu Hause hat, weiß wovon ich spreche.

Mein Glück ist, dass ich nach einem 1,5 stündigen Mittagsschlaf meist ein gut gelauntes Kipfi am Bettrand stehen habe, das super fröhlich nach der Mama ruft.

Was ich in dieser "freien Zeit" mache? Fernsehen, Hirn abschalten, Lili Fotos ansehen ... was Mamas halt so machen.

Den gestrigen Nachmittag haben wir dann übrigens Wetterbedingt in einem Einkaufszentrum verbracht. Wieso das? Gemütlich mit einem Kleinkind shoppen gewesen? ... natürlich nicht. Ein heißer Tipp von mir, wenn sich kein Playdate mit Freunden ergeben hat, das Wetter für den Park zu schlecht ist. Packt euch zusammen und fährt in das nächste Einkaufszentrum. Die haben meist tolle Indoorspielplätze. Kind also dort abladen, hinsetzen und auspowern lassen.
Man ist zusätzlich dann auch noch unter anderen Eltern, mit denen man auch wirklich nett tratschen kann während man verzweifelt seinem Kind nachläuft, das sich gerade von einer Kletterwand abseilt ...
Kind ist happy, Mama ist müde aber auch happy.

Unser Abendritual mit Abendessen, Baden und ins Bett gehen ist täglich gleich und ich sage euch auch am Abend gibt Lili einfach alles. Es wird bis zum letzten Augenaufschlag im Bett herumgetanzt, gesungen und geplappert....und wisst ihr am Ende so eines Tages bin ich einfach nur fix und fertig.
Ich genehmige mir also ein Glas Wein (ja ich trinke den auch wirklich alleine) setze mich auf die Couch und schicke meinem Mann Lilifotos.. was sonst...

Natürlich stehe ich oft vor meinen Grenzen und denke mir "Oh mein Gott ich will hier weg". Ich denke so geht es jedem der Kinder hat. Natürlich mache ich auch oft Fehler, vermisse in vielen Situationen den Papa und werde auch ungeduldig wenn Lili sich in der Öffentlichkeit vor Zorn auf den Boden wirft. Aber auch das gehört zum Elternalltag dazu. Jedem geht es so und wenn jemand das Gegenteil behauptet glaube ich demjenigen mittlerweile kein Wort.
Es ist absolut menschlich sich auch ab und zu überfordert zu fühlen und sich über ein bisschen Auszeit zu freuen.

Ist unser Leben nun Perfekt?.. ja natürlich für mich ist es das.  Ich liebe mein Leben, ich liebe meine Familie und ich bin abgöttisch in dieses kleine Mädchen verliebt. Egal wie viele Gefühlsausbrüche sie mir am Tag entgegenschleudert am Ende zählt doch nur diese kleinen Patschehändchen um seinen Hals zu spüren und dabei ein glücklich seufzendes Mama zu hören.
Was will ich euch damit sagen? Liebe Mamas da draußen, denen es ab und zu wie mir geht und an manchen Tagen glauben alles falsch zu machen. Ihr seid super, ihr macht einen tollen Job, es ist völlig normal auch ab und zu schlichtweg müde und erschöpft zu sein..





























Kommentare

  1. So tolle Einblicke. Danke dafür. Ich habe ja selbst noch kein Kind, finde es aber spannend sowas zu lesen. Denn man versucht sich das schon immer vorzustellen wie das abläuft wenns man ein Kind hat. Deine Zeilen finde ich insofern sehr hilfreich weil man sich einen gewissen Druck und vielleicht ein bisschen Angst nimmt, dass nicht alles perfekt ist und auch nicht sein muss 😌
    Liebe Grüße, Marlene (blosso_m_) 😘

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  2. Danke für diesen tollen und ehrlichen Bericht. Ich musste zum Schluss ein tränchen verdrücken. Das sind 100% in allen Punkten wir! Unglaublich!

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  3. Auf Insta hab ich schon wieder nicht posten dürfen, daher hier:
    So ein schöner Beitrag! ♥️♥️♥️ Und ich kann soooo soooo vieles zu 100% nachempfinden, weil es bei uns so ähnlich ist. Linda ist seit jeher eine brave Durchschläferin, aber tagsüber hat sie noch nie (!) in ihrem Bett geschlafen, sondern immer nur im Kinderwagen, wenn sie umherkutschiert wird. Pause für Mama: Fehlanzeige. Und am Abend haben wir fast täglich Einschlafdrama, weil Madame voller Energie nach dem Einschlafstillen (sic!) im Bett herumturnt, oft bis zu 1,5/3 Stunden. Da kann es auch mal (wie heute) 23:30 und später werden, bis sie einschläft. Und dann falle ich selbst ins Bett und hab wieder keine Zeit für mich. 😉 Und ja, bei mir ist es auch keine Seltenheit, nachmittags noch im Pyjama und mit ungekämmten Haaren zu sein - ich dachte immer, da bin ich komplett die einzige unter meinen Insta-Freunden. 😄 Trotzdem bin auch ich unendlich verliebt in mein Babymäuschen und würde sie nie nie nie mehr hergeben wollen, keinen einzigen Tag! 😍 Es ist schön, dass Du die Omis in der Nähe hast. Du bist aber auch extrem bewundernswert wie Du den Alltag unter der Woche mit Kipfi alleine wuppst! 💪🏼 Unsere Omis sind leider sehr weit entfernt, aber dafür haben wir jetzt eine tolle Nanny, die mich unterstützt. 😊

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  4. Sophias Papa ist auch unter der Woche nicht da und ich muss auch sagen dass ich manchmal an meine Grenzen stoße. Sophia ist eine gute Schläferin, da kann ich mich nicht beschwerden, aber ich finde es manchmal sehr zehrend 24 Stunden verantwortlich zu sein. Für alles. Man kann abends nicht dem Mann das Kind in die Hand drücken und sagen, ich geh jetzt mal in Ruhe duschen, joggen, mit einer Freundin was trinken. Aber wie du sagst, es gibt gute und schlechtere Phasen...

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