Mama geht arbeiten

Jetzt gab es doch schon etwas länger keinen Beitrag mehr auf meinem Blog und Grund dafür ist... das Leben. Manchmal denke ich mir "Hut ab" vor all den professionellen Mamabloggerinnen. Kind, Arbeit und regelmäßig Beiträge schreiben...Hut ab dafür, dass ihr das schafft, ich schaffe es nicht .. :) Meistens bin ich Abends nach der Arbeit so müde, dass ich fix und fertig ins Bett falle und nur mehr einen Wunsch habe: bitte lass sie heute einmal durchschlafen.... :)
Mama sein und nebenbei arbeiten hat es wirklich in sich und bis jetzt habe ich nie wirklich darüber nachgedacht wie toll das so viele andere Mütter (unter anderem meine eigene) meistern.

Auf Instagram bekomme ich immer wieder die Frage, wie lange ich denn in Karenz war und wie ich mit der Kombination Kind und Arbeit so umgehe.
Eine sehr liebe Followerin (und Vetmed Studentin) hat mich auch darum gebeten zu berichten, wie die Kombination schwanger und Tierärztin bei uns funktioniert hat.
Sie selbst wünscht sich auch Kinder und bekommt von ihren Kollegen immer nur negative Kommentare wie "Was du willst ein Kind.. für was studierst du denn dann" oder " du hast so lange studiert, nur um dann ein Kind zu bekommen?".

... ich meine ernsthaft jetzt? .. so wenig haltet ihr von eurer eigenen Mama, weil wenn ihr mal genauer darüber nachdenkt, auch euch hat jemand auf die Welt gebracht.

 Kann man als Frau nichts mehr leisten sobald man ein Kind bekommen hat?

Aber drehen wir die Zeit um 2 Jahre zurück. Damals, als ich noch schwanger war, ich mir das mit dem "Mamasein" noch super einfach vorgestellt habe und mir selbst und allen anderen Leuten versucht habe einzureden "nein, ich werde sofort wieder arbeiten gehen nach dem Mutterschutz"...
Ich dachte mir doch ernsthaft, dass das alles kein Problem sein wird. Ich pumpe ab, schupfe das Baby zur Oma und bin in der Mittagspause wieder da....
Ich muss dazu sagen, ich liebe meinen Job abgöttisch. Vor dem Minizuckerkipfal war das mein absoluter Lebensmittelpunkt und ich hätte mir niemals vorstellen können, dass sich das jemals auch nur im geringsten ändern könnte... "ich habe so lange studiert, dafür dass ich dann zu Hause bleibe..?!" höre ich noch dumpf in meinem Kopf sagen...
Na merkt ihr da Parallelen ? .. Ja "shame on me" auch ich habe in etwa so gedacht, und das obwohl Lili ein absolutes Wunschkind ist.
Während meiner gesamten Schwangerschaft habe ich gearbeitet wie wenn ich ziemlich unschwanger gewesen wäre. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich zu meinen Patientenbesitzern gesagt habe " ja also ich bin ab morgen im Mutterschutz (in Österreich beginnt der 8 Wochen vor der Geburt), also wir sehen uns erst später wieder" und die dann meist sehr fassungslos gesagt haben " Was, sie sind schwanger?? "....
Bis auf die Dinge, die man als schwangere Tierärztin nicht machen darf (wie zum Beispiel Röntgen, super bissige Katzen halten und am Boden liegend bei einem Schäferhund Blut abnehmen) habe ich mich in meiner Tätigkeit als Tierärztin nicht wirklich eingeschränkt gefühlt.
Natürlich geht so etwas nur, wenn man einen Chef und Kollegen hat, die hinter einem stehen und es auch akzeptieren, dass sie mitunter ab und zu Patienten übernehmen oder helfen müssen.
Ich kenne auch Kolleginnen, in anderen Kliniken, die ab Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft sofort in den vorzeitigen Mutterschutz geschickt wurden.
Demnach hatte ich wirklich großes Glück und war dankbar, dass ich so weiter machen konnte wie zuvor.
"So weiter machen wie zuvor", über diesen Satz muss ich aber rückblickend etwas lachen. Denn umso größer der Bauch und je stärker die Bewegungen von diesem kleinen Minikipfi wurden, desto größer auch die Sorge, dass etwas passieren könnte.
Ich sage euch eines, schwangere Tierärztinnen sind glaube ich die schrecklichsten unter den Schwangeren...
Mein Frauenarzt war nach der Entbindung sichtlich froh darüber nun nicht mehr wöchentlich irgendwelche abgefahrenen Zoonoseerreger die über Meerschweinchen oder Hamster übertragen werden, nachlesen zu müssen.
Er war am Ende wirklich schon  genervt von unseren Mutterkindpassuntersuchungen, auf die ich natürlich öfter bestanden habe, als sie gesetzlich vorgeschrieben sind.
Tierarzt und Toxoplasmose negativ? Tja auch ich gehöre in diese große Gruppe und ihr werdet jetzt bestimmt lachen, meine Angst vor Toxoplasmose war so groß, dass ich freiwillig alle 4 Wochen eine Titerbestimmung machen hab lassen... irre.. ich weiß.
Also wie man sieht, ganz so "easy" war das Thema "Schwanger und Tierärztin" bei mir nicht.
Meine armen Freundinnen mussten jeden Tag sämtliche Virologie Bücher durchforschen, nur weil mich ein Meerschweinchen angehustet hat.... in diesem Sinne möchte ich mich auch wirklich aus tiefstem Herzen bei euch bedanken, dass ihr das mitgemacht habt. Für eure Geduld. Wahre Freunde sind doch die, die deine Sorgen wirklich ernst nehmen, so lächerlich und unnötig sie auch sind.. :)

Nun gut, dann kam der 18.8.2016....und soll ich euch was sagen, um 15:17 habe ich den ersten Schrei von diesem kleinen zauberhaften Wesen gehört und von da an war es um mich geschehen. Die Welt stand still und  es gab nur mehr Lili, Lili, Lili.
Viele von euch wissen, dass die erste Zeit sich doch etwas schwierig erwiesen hat. Lilia brauchte 24 Stunden am Tag Körper- und 3/4 dieser Zeit nur Brustkontakt :)
Ich konnte mir die ersten Wochen und Monate gar nicht vorstellen auch nur eine Sekunde von ihr getrennt zu sein. Noch dazu kam dieser Schlafmangel... arbeiten?.. daran war nicht zu denken.

Ab Februar 2017 konnte ich mir dann schön langsam wieder vorstellen Schritt für Schritt in den Beruf zurück zu kehren und habe begonnen neben der Karenz geringfügig zu arbeiten.
Rückblickend eine der besten Ideen überhaupt, da ich doch sehr bald wieder ein bisschen Arbeitsluft schnuppern konnte und dennoch  genug Zeit für Lilia hatte.

Seit August arbeite ich nun wieder 25h die Woche. Wie das funktioniert? Dank einem guten Netzwerk aus Familie und Freunden!
Besonders die Omas sind lebenswichtig. Ohne den beiden würde das alles nicht klappen.
Unsere Woche ist von Montag bis Freitag perfekt durchgeplant.
Ob es funktioniert? Ja aber natürlich.
Wie es mir dabei geht? Sehr gut, auch wenn es doch extrem stressig sein kann. Zeit für mich finde ich de facto erst ab 22 Uhr.
Wie es Lili dabei geht? ich denke, dadurch, dass sie schon so früh an beide Omas und unsere Freunde gewöhnt war, stört es sie nicht wirklich, wenn Mama arbeiten muss. Sie beschwert oder weint eigentlich nie und wisst ihr was, ich finde das großartig. Ich bin stolz darauf, dass wir von Anfang an sehr großen Wert drauf gelegt haben, dass Lilia sich nicht nur von Mama und Papa schlafen legen lässt.

Wie handhabt ihr das? Wie geht ihr mit dieser Thematik "Mama geht arbeiten" um? Man glaubt ja in der heutigen Zeit, ist es selbstverständlich, dass eine Frau auch trotz Kinder weiter arbeiten oder studieren kann.
Dieses Thema ist fast so heikel wie die "Impfe ich mein Kind ja oder nein Thematik".

Am Ende ist es aber egal ob Vollzeitmama, Mama die arbeiteten geht, Vollzeit, Teilzeit.... jede Frau leistet so wahnsinnig viel. Niemand ist besser nur weil er Kinder und Arbeit unter einem Hut bringt. Niemand ist besser weil er einfach komplett auf Kinder verzichtet weil er der Meinung ist, dass man für Kinder nicht studieren braucht.
Jeder gestaltet sein Leben und das seiner Kinder selbst und jeder versucht es richtig zu machen.
Ich höre so oft den Satz: "Dass du arbeitest und dein Mann in Paris ist, das könnte ich nicht."  Ok, ja du könntest es nicht, aber für uns passt es so. Zum Glück sind wir alle unterschiedlich und wir alle können unsere Lebensweise selbst gestalten. Über andere urteilen, gerade bei diesem Thema, absolut Fehl am Platz.
Fühle ich mich in meiner Mutterrolle als Tierärztin und in meiner beruflichen Karriere eingeschränkt? Nein das tue ich definitiv nicht. Natürlich benötigt sehr vieles eine genaue Planung und natürlich steckt man einfach doch zum Wohle seines Kindes zurück. Jedes Wochenende lustig Fortbildungen besuchen ist bei mir zum Beispiel nicht mehr drin.
Man selektiert besser, man lernt dadurch besser und kann sich gut auf bestimmte Dinge fokusieren.

Was sich verändert hat? Bevor ich Mutter wurde, habe ich sehr viele Fälle "mit nach Hause" genommen. Wie oft bin ich schlaflos im Bett gelegen, den Gedanken immer in der Arbeit.
Seit ich Mama bin, bin ich etwas gelassener, vielleicht auch selbstsicherer. Ich bin fähig, am Ende eines Tages die Ordination hinter mir zu lassen und mich voll und ganz auf meine Tochter zu konzentrieren. Wenn Lili schläft, schaffe ich es dadurch viel besser abzuschalten und mich in Fachliteratur besser einzulesen.
Mein Beruf ist mir immer noch unglaublich wichtig. Ich bin unfassbar glücklich mit dem was ich beruflich mache aber seitdem ich Mutter bin haben sich die Prioritäten eindeutig geändert.
So stressig ein Tag auch war, am Ende bin ich glücklich nach Hause zu diesem kleinen Mädchen zu kommen, dass jeder Ärger, jede Sorge und Stress sofort vergessen ist.










Kommentare

  1. Ach das finde ich aber sehr interessant. Da unterscheiden sich Deutschland und Österreich in der Diskussion um Arbeit oder Familie ja wohl kaum. Ab wann kann man bei euch Kinder in die offizielle Kinderbetreuung geben? Ab 3 Jahre zum Kindergarten oder habt ihr auch u3 Betreuung ?

    Ich hatte mir fest vorgenommen nur ein Jahr (bezahlte) Elternzeit zu nehmen und dann wieder in Teilzeit arbeiten zu gehen. Es kam anders, da ich keinen Betreuungsplatz finden konnte. Also verlängerte ich meine Elternzeit auf unbestimmt. Zum Glück hatte ich die Möglichkeit ein wenig freiberuflich nebenher von zuhause arbeiten zu können, sodass es nicht zu einem finanziellen Desaster wurde.

    Seit November bin ich jetzt in Teilzeit in einem komplett neuen Job und habe zuhause eine Babysitterin, da sich immer noch kein Betreuungsplatz aufgetan hat. Ab Januar dann haben wir einen Kita Platz für Franzi und ich werde auf Vollzeit umstellen.
    Da wir leider keine Großeltern in Berlin haben, geht es nur so. Mittlerweile bin ich froh, dass ich die Elternzeit verlängert habe. Franzi ist jetzt 1,5 und ich fühle mich deutlich wohler sie zu „fremdem“ zu geben. mit der Babysitterin allein klappt es schon sehr gut, aber ich mag auch die schleichend Umstellung. Erst kommt jemand Fremdes zu uns nachhause und dann stellen wir langsam auf Kindergarten um und neue Menschen und Kinder. Jetzt ist Franziska in einem Alter wo sie nein sagen kann, Wenn Sie etwas nicht möchte und verständig ist und mitarbeitet, wenn man sie um etwas bittet. Ich kann mir vorstellen, dass ihr die Kontaktaufnahme mit anderen nun leichter fällt als mit einem Jahr. Beim nächsten Kind würde ich es also vielleicht von Anfang an so machen, dass ich mit 1,5 Jahren Elternzeit rechne.

    Im Moment klappt „ Haushalt, Kind und Arbeit“ noch sehr entspannt. Wobei der Haushalt ehr so nebenher läuft.. man muss einfach Abstriche machen. Ich meine das nicht dispektierlich, aber als ich noch zuhause war hatte ich jetzt einen Pikobello haushalt, da hatte ich dafür auch Zeit. Jetzt halt nicht mehr und Putzen überlasse ich unserer Putzfrau. Täglich frisch zu kochen ist mir wichtig. Von daher bin ich noch gespannt, wie ich das mit dem Einkaufen regeln werde, wenn ich mal Vollzeit arbeite. In meinem alten job habe ich das in der Mittagspause erledigt. Im neuen Job wird das aus Ermangelung einer Eibkaufsmöglichkeit nicht klappen. Ich bin gespannt ;-)

    Für mich war immer klar, wenn man beides will, Arbeit und Familie, dann klappt das auch! Eben mit Abstrichen, aber es ist machbar. Und für diese Auszeit in der Elternzeit war ich eigentlich echt dankbar. Ich arbeite seit meiner Schulzeit, während meines Studiums sowieso und dann sofort in den Beruf, teilweise in zwei Jobs, auch an Feiertagen etc. das War jetzt das erste Mal, dass ich mir meine Lebenszeit unabhängig von Arbeitszeit selbst einteilen konnte. das war toll! Franzi war ein pflegeleichtes Kleinkind, ab 8 Monaten hat sie durchgeschlafen, sie war für jeden Auflug zu haben, fährt gerne Auto und ist nicht einmal krank gewesen ( auf Holz klopf) . Ich habe diese Zeit wirklich genossen. Und jetzt freue ich mich auf den neuen Job und neue Herausforderungen und Neues lernen und dann irgendwann auch vielleicht auf ein Geschwisterchen für Franzi.

    Liebe Grüße, Alexandra

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